Ich war heute in einer geschichtlich ziemlich interessanten Kirche (Martin-Luther-Gedächtniskirche in Berlin Mariendorf, 1933-1935 erbaut und als Nazi-Kirche bekannt) an einer geschichtlich noch interessanteren Orgel. Es ist eine Walcker-Orgel, sie wurde 1935 in der Luitpoldhalle in Nürnberg für Hitler zum 7. Reichsparteitag aufgebaut, kurz danach demontiert und in Berlin wieder aufgebaut, eigentlich war sie für die Kirche in Mariendorf geplant.
Die Orgel hat übrigens einen Setzer, also einen Speicher, der eingeschaltete Register (Stimmen) speichern und diese gespeicherten Kombinationen dann auf Knopfdruck einschalten kann. Das ist heute sehr üblich und mit einfacher Industriesteuerungs-Hardware zu lösen, 1935 sah das aber noch etwas anders aus.
Noch ein möglicherweise zur Einordnung der Größe hilfreicher Tipp:
Um einen Zustand eines Registers (also ein Bit) zu speichern, benötigt der Setzer einen Schalter, dessen Stellung eben die zwei Zustände bedeutet. Der Schalter wird durch jeweils eine Spule elektromagnetisch ein- oder ausgeschaltet. Es gibt also pro Bit einen Schalter mit zwei Spulen.
Ich hatte euch ja noch was versprochen, hier also die Auflösung:
Die Orgel hat 76 Registerschalter, die in 8 setzbaren Kombinationen gespeichert werden können. Hinzu kommen 16 Pedalregister, die nochmals 2 eigene Kombinationen haben. Wenn ich mich nicht verrechnet habe, sind das 640 tatsächlich setzbare Bits.
Der Setzer selbst ist noch ein klein wenig größer, er ist bis zu 80 Registern ausgebaut, die beiden Pedalkombinationen bis 24 Register. Das wären also 688 setzbare Bits oder 86 Bytes.